Geschichte

Vorgeschichte

Die Geschichte des Haldejoggeli beginnt mit einer Sage. Sie handelt von einem österreichischen Untervogt zu Eiken, welcher seine Gewalt aufs Unbarmherzigste missbrauchte, und vielen schweren Tugenden mehr als nur frönte. Diese historische Figur kann jedoch nicht bestätigt werden. Somit kann auch nicht genau angegeben werden zu welcher Zeit er gelebt hatte

 

Die Sage

Der Sage nach war dieser Vogt jemand der junge Leute ihres Landes enteignete. Ältere Leute verhexte er, so dass sie irrsinnige wurden und ins Wasser gingen. Somit übernahm der Vogt ihre Hinterlassenschaft. Überdies war er ein Schnapstrinker, ein Flucher und Schwörer, der Sonntags seine Sense dengelte, während andere Leute zur Kirche gingen.

Der Vogt war ein leidenschaftlicher Jäger und wusste durch Zaubermittel das Wild festzubannen. Einmal sah er einen dreibeinigen Hasen und schoss auf ihn. An diesem unscheinbaren Tier musste der Vogt zu Grunde gehen: Die Kugel fuhr auf den Schützen zurück, der auf der Stelle starb.

Als man ihn zu Grabe trug, brachten ihn sechs kaum von der Stelle. Während sie sich dem Kirchenhof nährten wurde der Sarg immerzu leichter. Der Pfarrer unterbrach die lauten Gebete und liess den Sarg öffnen. Dieser war jedoch leer, obschon vorher die ganze Gemeinde gesehen hatte wie der Vogt darin gelegen hatte.

Seit diesem Tage trieb der Haldejoggeli-Geist sein Unwesen. Aus den Fenstern des Vogthauses nickte der Verstorbene den Vorübergehenden höhnisch zu. In den Ställen quälte er das Vieh, das man am Morgen schweissgebadet und mit geflochtenen Schwänzen vorfand. Die Mönche des Kapuzinerklosters in Laufenburg bannten das Gespenst nach langem Kampf in eine Branntweinflasche und führten diese in einem Wagen auf die Kinzhalde. Dort lag ein pechschwarzes Seelein ohne sichtbaren Abfluss. Hier wollte man die Flasche versenken. Als man daran war entwischte einem Knecht eine leisen Fluch. Der Zapfen der Flasche flog mit lautem Knall heraus und der Geist wie der Sturmwind zurück ins Dorf. Nun wurde alles ärger als vorher. Die Kapuziner mussten den Störenfried ein zweites Mal bannen. Es gelang ihnen erst, als sie ihm das Zugeständnis gemacht hatten, er dürfe sich alle Jahre dem Dorf wieder um einen Hahnenschritt nähren. Diesmal versenkte man ihn in die Tiefe der Teufelsküche.

Wenn einst der Vogt Kaisten wieder erreicht haben wird, dann kann ihn keine Gewalt mehr daraus verbannen.

Seither haust der Haldejoggeli im Hardwald. Meist erscheint er in Jägerstracht und ruft sein fortwährendes Huhu. Er schleicht sich an Fuhrwerke heran und zieht den Achsennagel heraus damit das Rad ausfährt und die Ladung stürzt. Der Furhmann muss schweigend seine Ladung wieder aufbringen und den Wagen dreimal umgehen. Wenn er einmal flucht wiederholt der Joggeli augenblicklich seine Tücke. Am Rheinufer neckt er gerne den Fährmann. Ein Bauer den er beim Holzfreveln überraschte erschrackt zwar im ersten Moment, meinte dann aber trocken: "So bisch es umme du", und holzte ruhig weiter.

 

Der Pakt

Wie in der Sage beschrieben kommt der Haldejoggeli dem Dorf Kaisten jedes Jahr einen Hahnenschritt näher, und keine Gewalt wird ihn mehr verbannen können wenn er das Dorf erreicht haben wird.

Was diese ständig nachrückende, stets wachsende Bedrohung von der Kinzhalde her für das Dorf bedeutet, ist nicht vorauszusehen. Das Unheil ist höchstens zu erahnen, z.B. in den ständig ansteigenden Umweltimmisionen von Westen her, in den riesigen Chemikalienlagern, die sich immer näher zum Dorf hin ausdehnen? Mussten wir uns früher dem Kloster und den Österreichern beugen, so bestimmen heute die Industriebarone und der Geldadel unser Geschick.

Wie auch immer der Joggeli zurückkehren mochte: es galt, dies zu verhindern und sich ihm in den Weg zu stellen. Dass diese Begegnung den Narren im Dorfe vorbehalten war, ist selbstverständlich, denn es bedarf der Narren-Freiheit und -Weisheit, um mit jenen Mächten in Kontakt zu kommen, denen nicht mit der blossen Vernunft beizukommen ist. So fasste der damalige Kaister 11er-Rat einen Plan, um den Haldejoggeli für unser Fasnacht zu gewinnen und ihn dadurch vom bösen Dämon zum nutzbringenden Fasnachtsgeist zu bekehren:

Zu diesem Zweck wurde nun am 12. Januar 1979 die neue Fasnachtsgesellschaft "CHAISCHTER HALDEJOGGELI" gründete. Dazu wurde mit dem Joggeli ein feierlicher Pakt geschlossen.
 

Texte aus dem Buch: 'De Haldejoggeli' von Richard Rebmann